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                                            Wolfram

 

Der achtjährige Fritz hatte 220 Kuscheltiere. Unter anderem eine sehr große Giraffe namens Wolfram. Sie hatte einen sehr langen Hals. Eines Tages stand mal wieder Sperrmüll an. Fritz hatte keine Lust mehr auf Wolfram. Giraffe Wolfram wurde also am nächsten Morgen auf dem Sperrmüll entsorgt. Pech für ihn, dass es in Strömen regnete. Wolfram wurde sehr nass. Diesen Morgen ging die kleine achtjährige Lisa einen anderen Weg zur Schule. Sie kam an dem großen Sperrmüllberg vor dem Haus von Fritz vorbei. Da sah Lisa die Giraffe mit dem Namensschild „Wolfram“ um den Hals. Sie hatte kein einziges Kuscheltier, sondern nur einen abgerissenen Teddykopf zum kuscheln. Diesen hatte sie gefunden, als sie vier Jahre alt war. Sie nahm den nassen Wolfram vom Müllberg herunter. "Wo lass ich den bloß, wenn ich in der Schule bin?“, fragte sich Lisa. Wenn ich ihn jetzt nach Hause bringe, dann komme ich zu spät zur Schule. Das ging also nicht, denn es könnte Ärger in der Schule geben. Da hatte sie eine Idee! Der Fahrradkeller der Schule war ein gutes Versteck. Die Kinder der Klasse würden sie auslachen, wenn sie mit einem Kuscheltier in den Unterricht käme. Also versteckte sie Wolfram in der dunklen Ecke des Fahrradkellers und sagte zu ihm: "Keine Angst, Wolfram, ich komme jede Pause zu dir. Hab keine Angst.“

Selbstverständlich ging Lisa jede Pause zu Wolfram um nachzuschauen, ob er noch da war. Heute freute sie sich besonders auf das Schulende und lief so schnell sie konnte zum Keller. Ein Glück! Wolfram war immer noch da.

Er war aber noch ganz nass. „Wie bekomme ich ihn bloß ganz schnell trocken?", fragte sich Lisa. Als Erstes kam ihr die Idee, man könnte in eine Sauna gehen, aber da würden doch alle wieder nur doof gucken. Außerdem war eine Sauna auch zu teuer. Da sah sie ein Sonnenstudio „Warum eigentlich nicht? Bestimmt auch zu teuer", dachte sich Lisa. Trotzdem ging sie mutig hinein und fragte: „Darf ich meine Giraffe für einen Moment auf die Sonnenbank legen? Sie ist so furchtbar nass. Ich habe aber kein Geld", sagt sie gleich hinterher. Die Angestellte des Sonnenstudios musste herzhaft lachen. „Wer so nett fragt, wie du, der darf auch sein Kuscheltier auf die Liege legen", erwiderte sie. Lisa war überglücklich und setzte Wolfram eine Schutzsonnenbrille auf. Das sah vielleicht lustig aus, aber Sicherheit geht vor. Sonnencreme bekam Wolfram aber nicht in sein Fell geschmiert. Nach knapp zwei Minuten nahm die Angestellte Wolfram von der Liege herunter. Nun war die Giraffe trocken und Lisa war überglücklich. Freundlich bedankte sie sich bei der Frau. Lachend und hüpfend ging sie mit ihrem Schulranzen und Wolfram nach Hause. Lisa wohnte mit ihren beiden Brüdern und ihren Eltern in einer kleinen Wohnung, aber jetzt war sie richtig glücklich. Ein richtiges Kuscheltier. Natürlich musste sie ihren Eltern noch erklären, wo sie die Giraffe herhatte.

Am Montag ging sie voller Freude in die Schule. Was hing denn dort für ein Plakat? Am Haupteingang stand mit großen Buchstaben: „Liebe Kinder, schreibt doch eine Geschichte, wie ihr zu eurem Lieblingskuscheltier gekommen seid. Der Sieger wird einen 150,- € Gutschein für ein Restaurant erhalten.“ Für Lisa war es sofort klar. Sie würde daran teilnehmen. Lisa schrieb und schrieb und schrieb. Nun ratet mal von wem sie schrieb? Natürlich von Wolfram.

Für die Jury war es nicht leicht, aus 800 Geschichten die Gewinnerin zu ermitteln. Es waren unglaublich tolle Kuscheltiergeschichten dabei. Nach drei Tagen stand die Siegerin fest.

Das Siegeskuscheltier hieß „Wolfram“ und war eine Giraffe. Vor Freude sprang Lisa in die Luft und aus ihren Augen kullerten Freudentränen. Wolfram brachte ihr bisher nur Glück.

Lisa ging mit ihrer Familie in ein wunderschönes Restaurant. Endlich brauchte ihre Mama nicht zu kochen. Nach dem Essen übergab Lisa den Gutschein an den Kellner. Ein gemütlicher, wunderschöner Abend ging zu Ende. Natürlich war Wolfram mit in dem Lokal.

Eines Tages erhielt Lisa Post von einem Buchverlag. Dieser hatte auch die Geschichte von Wolfram gelesen und nun sollte sie weitere Kurzgeschichten schreiben. Für jede Geschichte erhielt sie 20,00 €. Mit zwölf Jahren kannte man sie in der ganzen Stadt. Mit sechzehn Jahren schrieb sie ihr erstes Buch mit dem Titel „Wolfram“, welches sich um das Leben eines Kuscheltieres handelte. Heute ist Lisa fünfundzwanzig Jahre alt und Wolfram hat noch immer einen besonderen Platz im Wohnzimmer.